Proletarische Frauenbewegung, 19. Jhrdt. & fruehes 20. Jhrdt.

Wie bereits auf unserer WEBsite "Geschichte" unter dem Stichwort "Weibergemeinschaft" kurz beschrieben, muendete auch der Kampf der Proletarischen Frauenrechtlerinnen alsbald in Stellvertreter-Auseinander-setzungen ein: es ging um die Schaffung einer anderen Gesellschaftsstrukur als der herkoemmlichen buergerlichen Gesellschaft.

Einige biographische Aspekte von Klara Zetkin - oder auch von Rosa Luxemburg - koennten aus diesem Blickwinkel "einer anderen Gesellschaftsstruktur" und "Weiberwirtschaft" naeher betrachtet werden. Denn so gesehen wich ihr "Liebesleben" moeglicherweise von Vorstellungen der damaligen buergerlichen Gesellschaft ab.


Darin eingeschlossen sind - beispielsweise - Erwartungen von August Bebel an Klara Zetkin und an ihr politisches Engagement. Bebel uebermittelte im Jahre 1911 an Klara Zetkin eine "persönliche Protestnote", dass sie doch ".....keine x-beliebige Privatperson [sei] , sondern eine bekannte Politikerin und...solle sich doch bitte vorbildlich verhalten" (STUTTGARTER ZEITUNG, 21.03.2011). August Bebel sah also Klara Zetkin's Beziehung zu dem 18 Jahre juengeren Kunstmaler Friedrich Zundel eher als nicht foerderlich fuer sie bzw. deren gemeinsames politisches Engagement an.


Jahre zuvor war Klara Eissner - alias Klara Zetkin - und Ossip Zetkin aus Russland ueber Zuerich nach Paris gefluechtet, beide waren nicht verheiratet, Ossip Zetkin verstarb 1889 in Paris.


Im Jahre 1891 verzog Klara Zetkin mit den zwei Kindern Maxim Zetkin und Kostja Zetkin in das damals liberale Stuttgart. Klara Zetkin hatte dann in Suttgart - ueber ihre gute Bekanntnschaft mit dem Unternehmer Robert Bosch - den Kunstmaler Friedrich Zundel kennengelernt. Im Jahre 1899 heirateten in Stuttgart Klara Zetkin und Friedrich Zundel, aus der Ehe gab es keine Kinder. 


Zwischen Friedrich Zundel und seiner Nachbarin Paula Bosch entwickelte sich dann waehrend seiner Ehe mit Klara Zetkin in Stuttgart - Sillenbuch ein "heimliches Verhaeltnis". Paula Bosch war Tochter aus Robert Bosch's erster Ehe. Nach der schlussendlich vollzogenen Zetkin / Zundel - Scheidung 1928 - Klara Zetkin wohnte damals schon in Berlin - fluechtete sie im Herbst des Jahres 1932 vor Deutschland's  NAZI-Schergen nach Moskau. Kurz zuvor wurde Klara Zetkin noch zur "Alters-praesidentin" im deutschen Reichstag / Berlin gewaehlt. Im Juni 1933 verstarb dann Clara Zetkin in Moskau , ihren Sarg trug auch Stalin mit zu Grabe.


Rosa Luxemburg's Liebhaber waren juenger als sie. In den Jahren 1898 - 1903 war sie in einer sog. "Scheinehe" verheiratet, sie war in Polen geboren und durch diese Heirat konnte sie die deutsche Staatsbuergerschaft erlangen. Erst dies ermoeglichte ihr die Mitarbeit im Rahmen der "deutschen Arbeiterbewegung", sonst waere es fuer sie nicht moeglich gewesen.


Rosa Luxemburg wurde so etwas wie die 'beste Freundin' von Klara Zetkin, sie hatte sogar ein stets fuer sie reserviertes Zimmer im Zetkin / Zundelschen - Haus in Stuttgart- Sillenbuch. Dort lernte sie auch den ihr gegenueber 14 Jahre juengeren Sohn Kostja Zetkin kennen, den juengsten Sohn von Klara Zetkin und Ossip Zetkin.

Im Jahre 1907 verliebten sich Rosa Luxemburg und Kostja Zetkin. So schrieb Rosa Luxemburg an Kostja Zetkin am 14 February 1911 folgenden Text (natuerlich in deutscher Sprache, die Quelle fuer die nachfolgend zitierte Englische Uebersetzung kann bei uns erfragt werden): "Niunius, it hurts me that I have brought you trouble, forgive me. It’s all better again with me, my suffering was probably all my own imagination, and I feel again as I used to. I was really very ill, and it took all of my energy. But now I’m calm and well, and I feel alive again. So, now all is quiet around me...As I lie on the sofa, freezing, I cover myself with your blanket that looks so regal and makes me proud, calm and serene."

Diese Beziehung Rosa Luxemburg / Kostja Zetkin endete im Jahre 1915.


Rosa Luxemburg wurde im Jahre 1919 in Berlin von politischen Gegnern ermordet.


Zu "DDR"-Zeiten mag dieses Liebes-Verhaeltnis der damaligen Regierung eher unangenehm gewesen sein. Wie anders waere die SED-stramme Wortwahl, zu beschreiben, dass Kostja Zetkin bei Rosa Luxemburg waehrend seines "Studiums" in Berlin "zur Untermiete" wohnte.


Irgendwie gelang es also diesen beiden "Kaempferinnen" Klara Zetkin und Rosa Luxemburg nicht, durch ihr Privatleben eine "anderen Gesellschaftsstrukur" als der herkoemmlichen buergerlichen Gesellschaft oder  gar "Weibergemeinschaft" - zumindest in ihnen selbst fuer sie befriedigend - voranzutreiben. 


Was verstehen wir also heute unter Proletarischer Frauenbewegung ? Das Fruehwerk von Mary Wollstonecraft "A vindication of the rights of women" (ca 1790) ist der Buergerlichen Frauenbewegung in England zuzuordnen (Wahlrecht, 'Suffragetten').


Von der Buergerlichen Frauenbewegung ist jedoch zu unterscheiden die Proletarische Frauenbewegung, wofuer sich eben Klara Zetkin u. a. stark machten. Den Unterschied zur Buergerlichen Frauenbewegung sieht Zetkin darin, dass in der Buergerlichen Frauenbewegung innerhalb der Klasse gegen die Maenner zu kaempfen sei. Hingegen sollen Proletarische Frauenrechtlerinnen zusammen mit den Maenner ihrer Klasse zur Ueberwindung eben jener Klasse kaempfen.


Nicht alle Kaempferinnen unterstuetzten diese Trennung, Lilly Braun beispielsweise nicht. Sie wurde dann auch aus der Proletarischen Frauenbewegung ausgeschlossen, zuvor gab es harte Richtungs-Kaempfe zwischen ihr und Klara Zetkin.


In der Literatur wurde "proletarisch" meist synonym mit "sozialistisch" aufgefasst, wobei der Blick oft auf eine der beiden Hauptstroemungen (SPD bzw. KPD) beschraenkt blieb. Aus heutiger Sicht erscheint es sinnvoll, den Begriff "proletarisch" als eher "soziale" Kategorie zu begreifen.


Die Anfaenge unserer Titel zum Thema Proletarischer Frauenbewegung in Deutschland. Oft handelte es sich um politische Kleinschriften, welche von Bibliotheken kaum systematisch gesammelt wurden. Und jene Werke, welche die Weltkriege ueberstanden haben, sind evtl. von Papierzerfall bzw. Saeurefrass bedroht.


Mit dem Zusammenbruch der SED-Herrschaft der "DDR" im November 1989 wurden auch Archiv-Bestaende in Ost-Berlin zugaenglich. Dort war die Privat-Bibliothek Klara Zetkins gelagert, nicht wenige Titel unserer Sammlung entstammen der Privat-Bibliothek Klara Zetkins. Nach Zetkin's Tod im Juni 1933, wurde ihre Bibliothek von Moskau nach Ost-Berlin ("DDR") verbracht, wann wissen wir nicht. Die Original-Werke in Ost-Berlin waren 1991 teilweise in erbaermlichem 'physischen' Zustand.


Neben diesen Klara Zetkin - Titel haben wir Titel aus weiteren Bibliotheken und Archiven in Europa in unsere Edition mit aufgenommen. Dadurch wurde unser Kenntnis nach zum ersten Mal - in Bibliotheken / Archiven "verstreute" Titel - inhaltlich unter dem Oberbegriff "Proletarische Frauenbeweung " zusammengefuehrt.


Unsere Titel-Auswahlkriterien dieser schwer zugaenglichen 'physischen' Original-Titel waren inhaltliche Bedeutung, Seltenheit und 'physische' Bedrohtheit der Originale aufgrund derer Erhaltungszustaende.

Aufgenommen haben wir auch Werke und publiziert, deren Umschlagsgestaltung schon Ausdruck der tagespolitischen Auseinandersetzungen jener Zeit waren.


Ferner haben wir seltene und verstreute Zeitschriften erstmals vollstaendig 'digital' zusammengefuehrt - somit rekonstruiert - welche nun als ebook-Titel vorliegen.


Wir machten keine Konservierungen der 'physisch' bedrohten Original-Titel, unsere ebooks sind Preservation-Massnahmen. Somit muss das 'physische' Original nicht mehr zur Hand genommen werden, jenes bleibt vor dem weiteren Nutzer-Zugriff geschont, das "Access"-Werk kann unser ebook-Titel sein.


Damit folgten wir der Aufforderung von Julius Motteler - frueher Foerderer und erster Archivar der Proletarischen Frauenbewegung - welcher sprach:

"Sammelt die Bausteine zu einer Geschichte der Proletarischen Frauenbewegung, solange die Dokumente nicht zerfallen und verweht sind".


Unsere ebooks enthalten die Inhalte der zugrundeliegenden Originalwerke, teilweise inklusive den Original-Umschlagsgestaltungen. Die ebooks wurden in digital verbesserten Faksimile-Seiten unter Beibehaltung des historischen Schriftbildes und Layouts publiziert. Ferner kann der Nutzer ueber manuell / digitale Navigationshilfen je ebook auf spezifische Inhalte bzw. Baende je Titel (falls vorhanden) individuell digital zugegreifen, einschliesslich - wiederum falls vorhanden - dem Inhaltverzeichnis eines Werkes.


Die ebook-Titel sind in systematischen Sektionen  zusammengefasst, so umfassen beispielsweise 53 Zeitschriften - Titel ca. 25,000 S. in 143 ebook-Titeln.


Elektronische Bibliographische Daten (RAK-WB) sind vorhanden.


Die Bandbreite unserer Titel ist attraktiv für Projekte im Bereich von Frauenforschung, Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie, Őkonomie, Historischen Disziplinen, Kulturwissenschaften etc.


Autoren- / Titellisten sind auf Nachfrage vorhanden.


Die ebook-Titel* sind erwerbbar in unterschiedlichen NutzungsLizenz-Moeglichkeiten

Anmerkung: * wir haben recherchiert, Angaben zur Urheberschaft einzeler Werke ausfindig zu machen. Sollte unsererseits ein Urheber-Fehler aufgetreten sein, so moege der Urheber uns diesbezueglich kontaktieren.

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